Wir alle wissen, dass wir ein enormes Problem haben, und zwar ein strukturelles Problem. Als es hiess, wir hätten ein strukturelles Defizit, hiess es hopplahopp, sparen und verzichten. Rasch handeln, nicht zuwarten. Denn strukturelle Probleme haben die lästige Eigenschaft, dass sie sich nicht von alleine lösen. Auch dieses nicht: Es wird kein Investor vom Himmel fallen und sagen: „wir müssen mehr für den Mittelstand bauen, weil sonst bald kein Handwerker mehr hier wohnen wird“. Er wird denken, „es ist nicht meine Aufgabe für ein soziodemografisches Gleichgewicht zu sorgen. Das ist Aufgabe der Politik“. Genau. Ist es. Wir haben ein strukturelles Defizit an zahlbarem Wohnraum – mit gravierenden soziodemographischen Auswirkungen. Und wenn der Stadtrat verkennt, dass es sich hier politische Steuerung braucht, dann ist es unsere Aufgabe einzugreifen. Denn wenn dieser behauptet, dass er sich seit Jahren für preisgünstigen Wohnungsbau einsetzt und sein Weg der richtige sei, dann seien wir ehrlich: DIESER Weg ist augenscheinlich und offensichtlich wirkungslos. Und auch mit den neuen, vagen Versprechungen – Ivano hat die Fakten auf den Tisch gelegt – wird sich nichts ändern. Es braucht konkrete Massnahmen, wie sie die Initiative vorsieht.
Und wenn der Stadtrat noch einen drauflegt und behauptet, die Initaitive sei falsch, weil sie die Zuwanderung fördere. Dann ist das absurd. Denn wir alle wissen: durch die Initiative entsteht keine einzige zusätzliche Wohnung. Wir entscheiden hier nicht, ob sondern für wen gebaut wird. Wenn der Stadtrat sich also zu einer derart provokativen Aussage hinreissen lässt, die höchstens suggeriert, es könnten die „falschen“ Menschen hier Wohnraum finden, dann lassen sie mich mit entsprechender Vehemenz reagieren. Erstens: Der Notruf kommt von Zuger:innen, die hier und heute, eine Wohnung suchen, weil sie Eltern werden oder weil sie sich trennen, aber in der Nähe der Kinder bleiben wollen, oder weil die Kinder ausgeflogen sind und sie eine altersgerechte Wohnung suchen. Oder weil sie einfach Angst haben, so wie ich, dass meine Kinder dereinst nicht die Chance haben, als Erwachsene jederzeit in der Stadt zu leben, die sie die Ihre nennen.
Und zweitens, lieber Stadtrat: Zug braucht Menschen, die hier LEBEN, und nicht nur ihren Steuerwohnsitz hier haben. Denn sie sind das Rückgrat der Gesellschaft. Zug braucht Menschen, die sich engagieren, sich integrieren, hier arbeiten. Die eine Familie oder eine Firma gründen, einen Verein leiten oder sich für ein politisches Amt zur Verfügung stellen. Die den Letzibuzeli-Umzug mitorganisieren und Kinder schminken stunden und tagelang, solche Anlässe wertschätzen und bereit sind, etwas für die Gemeinschaft zu leisten, das man nicht mit Geld kaufen kann. Wenn wir eine Stadt sein wollen, die eine Identität hat, wenn wir Traditionen pflegen und weitergeben wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass zumindest ein Teil unserer Kinder auch in Zukunft noch hier wohnt. Kurz: Zug braucht Menschen, die Zug LIEBEN, denn die schlagen Wurzeln und bleiben auch, wenn der Steuerfuss tatsächlich mal erhöht werden müsste.
Wenn Sie also Zug lieben, und liebe Kolleginnen und Kollegen, und das tun sie, sonst würden sie hier nicht im Rat sitzen, dann schaffen Sie das Terrain, damit Menschen hier Wurzeln schlagen können, anstatt sie an allen Ecken und Enden auszureissen. Springen Sie über ihren parteipolitischen Schatten, lösen Sie ihr Wahlversprechen ein und sagen Sie JA zu 2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand.