Ein Kunsthaus, das allen offensteht

2960 SR Kultur: Kenntnisnahme Bericht Metrum Potenzialanalyse des Kunsthaus Zug

Votum von Marilena Amato Mengis für die SP-Fraktion an der GGR Sitzung vom 21. Oktober 2024

Die SP-Fraktion dankt für den ausführlichen und sorgfältigen Bericht zur Potenzialanalyse des Kunsthauses Zug. Er zeigt offen und differenziert auf, wo das Kunsthaus heute steht und wo Handlungsbedarf besteht. 

Zentral ist für uns die Feststellung, dass die Governance-Strukturen des Kunsthauses ungenügend sind. Der Bericht ist hier schonungslos: Es fehlen klare Führungsverhältnisse, Verantwortlichkeiten und Kontrollmechanismen. Diese Intransparenz ist bei einer Institution, die in hohem Mass mit öffentlichen Geldern unterstützt wird nicht tolerierbar. Wenn jährlich über 1,5 Millionen Franken von Stadt und Kanton ins Kunsthaus fliessen, braucht es eine Organisation, die professionell geführt ist, mit klaren Zuständigkeiten und nachvollziehbarer Verantwortung. Wir unterstützen deshalb die Empfehlungen zur umfassenden Reorganisation ausdrücklich. 

Der Bericht würdigt aber auch die Stärken. Unbestritten verfügt das KHZ über eine herausragende Sammlung. Seine Werke von Schiele, Klimt und der Wiener Moderne sind von nationaler und internationaler Bedeutung. Das ist der ehemaligen Leitung zu verdanken und verdient Respekt und Anerkennung.

Doch der Bericht zeigt auch: Das Kunsthaus ist stark kuratorisch ausgerichtet und wenig publikumsorientiert. Wir sind überzeugt: Kunst von hoher Qualität darf nicht elitär sein. Anspruchsvolle Inhalte können und sollen auch breiter zugänglich gemacht werden. Auch für Menschen ohne Kunstvorwissen, für Familien, Jugendliche und Schulklassen.

Die Besucherzahlen belegen, dass das Kunsthaus die Zuger Bevölkerung zu wenig erreicht. 2023 waren es rund 10’000 Besuche, 2024 nur noch gut die Hälfte. Besonders junge Menschen fehlen fast völlig. Hier braucht es dringend eine Öffnung: mehr Zugänglichkeit, mehr lokale Bezüge, mehr Begegnung. Kunstvermittlung, Familienangebote. Positiv werten wir deshalb die verstärkte Zusammenarbeit mit Schulen und sozialen Institutionen. Projekte wie Kunsthaus Mobil Zug zeigen, dass Öffnung möglich ist. Ziel muss aber sein, dass die Menschen auch wieder ins Kunsthaus kommen – als Ort der Bildung und Inspiration, aber auch als Ort der Begegnung – das Café war dazu früher ein wunderbarer Türöffner.

Persönlich bin ich überzeugt, dass nun die Fakten auf dem Tisch liegen und mit den Empfehlungen, in Kombination mit den Erkenntnissen aus der anderen Studie zur Museumslandschaft, vieles möglich ist, was zuletzt nicht nur dem Kunsthaus sondern der ganzen Stadt zu Gute kommt. Der ganze Perimeter mit der Altstadt als baukulturelles Erbe braucht wenig Neues, es braucht Sichtbarmachung und Zugänglichkeit. Dafür sind professionelle Strukturen und Zusammenarbeit über das eigene Gärtchen hinaus nötig. Die Rolle der Stadt bleibt zu klären.

Die SP unterstützt die Empfehlungen der Potenzialanalyse in den Bereichen Governance, Organisation und Positionierung. Das Kunsthaus soll auch künftig Kunst von höchster Qualität zeigen – aber als offenes, einladendes Haus für die ganze Bevölkerung.

Marilena  Amato Mengis

Marilena Amato Mengis

Grosser Gemeinderat der Stadt Zug GGR

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