Ja zu mehr Naturbezug in der Schule

Votum Marilena Amato Mengis für die SP-Fraktion zum negativen Bericht zum Postulat ALG-CSP: Ausbau von naturbezogener Pädagogik an den Stadtschulen Zug

Die SP Fraktion ist überzeugt, dass das Angebot eines Naturkindergartens, einer Waldschule oder wenigstens eines fixen Naturschulzimmers im immer urbaner werdenden Zug und im immer digitaler werdenden Unterricht sinnvoll wäre. Pädagogisch sinnvoll, ein Gewinn für die Kinder mit nachhaltig positiven Effekten für ihre Sozialisation und eine Bereicherung für die Bildungslandschaft in Zug. Die Haltung des Stadtrats zeugt indes von wenig Gestaltungswillen. Entsprechend enttäuscht nehmen wir die Postulatsantwort zur Kenntnis. 

Unser Dank geht an die Lehrpersonen, die im dicht getakteten Unterrichtsplan Zeit und Raum schaffen für Ausflüge in die Natur. Denn spätestens ab der zweiten Klasse, in der Hetze von einem Test zum anderen, damit am Ende des Semesters in allen Fächern die vorgeschriebene Anzahl Noten vorliegt, scheint kaum mehr Zeit für kreative Pädagogik ausserhalb des Schulzimmers. Auch Lerninhalte, wie die heimischen Pflanzen oder Tiere, Bäume und Vögel, scheinen von englischen und französischen Vokabeln verdrängt worden zu sein. Das zumindest die Erfahrung, die wir in der Fraktion als Eltern von 10 Schulkindern teilen. Das mag nun subjektiv und Zufall sein. 

Doch zeigt auch die Tabelle in der Postulatsantwort ziemlich klar, dass von jenen Gefässen, die monatlich oder gar wöchentlich angeboten werden, nur einzelne Schulklassen profitieren: Das Guggiwäldli zum Schulzimmer machen, jeden Donnerstag nach der Pause den Schulunterricht in den Wald verlegen – das klingt toll. Es ist aber klar, dass das für die allermeisten Lehrpersonen nicht möglich ist. Und – ich glaube, wir sind uns alle einig: mit einem jährlichen Waldmorgen oder einem einmaligen Besuch auf dem Bauernhof ist es nicht getan.

Insofern irritiert uns das Killer-Argument des Stadtrats, er wolle keine spezifischen Angebote, wie beispielsweise einen Waldkindergarten schaffen, weil diese Form von Unterricht dann nur einer Minderheit der Kinder zugutekomme. Erstens ist es heute schon sehr stark von Schulstandort und Lehrperson abhängig, ob in der Natur unterrichtet werden kann (gleiches gilt übrigens für Schulreisen und Lager, da gibt es extreme Unterschiede). Zudem: Die Schaffung eines Waldkindergartens würde ja nicht bedeuten, dass die Kinder im Regelkindergarten dann nicht mehr in den Wald gehen dürfen. Wenn – wie der Stadtrat betont – alle Kinder Zugang zu Naturpädagogik haben sollen, und diese Einstellung begrüssen wir, dann müssen dafür die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und es braucht einheitlich verpflichtende Vorgaben im Unterrichtsplan oder zumindest fixe Gefässe. Entsprechend zwiespältig beurteilen wir den effektiven Nutzen einer neu zu schaffenden Stelle mit beratender Funktion in der Verwaltung. Wir haben uns mehr erhofft und unterstützen deshalb den Antrag auf negative Kenntnisnahme.

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