GGR 28.2.2012
Die SP-Fraktion ist der Ansicht, dass diese Motion in die falsche Richtung zielt. Wir haben deshalb darüber diskutiert, die Motion gar nicht zu überweisen, sind dann aber zum Schluss gekommen, dass wir die Diskussion zum Thema nicht verweigern wollen. Doch wollen wir ihnnen heute beliebt machen, die Motion in ein Postulat umzuwandeln.
Weshalb? – Das Altersheim Waldheim hat eine bewegte Geschichte. Zum Waldheim gab und gibt es eine Flut von Vorstössen und Vorlagen. Es wurden viele Entscheide gefällt und es ist vieles passiert, so dass wir heute an einem Punkt stehen, wo vieles unklar scheint. Der erneute Vorstoss bringt hier keine zusätzliche Klarheit, ganz im Gegenteil.
Dieser Rat hat in der aktuellen Zusammensetzung unlängst davon Kenntnis genommen, dass der Stadtrat im Waldheim Wohnraum für ältere Menschen, die keiner Pflege bedürfen sowie für IV-Bezügerinnen und –Bezüger, die zwar selbständig wohnen können, aber auf minimale Betreuung durch eine Heimleitung angewiesen sind, bereit stellen will.
Die FDP-Motion, die aus dem Waldheim ein „Haus für junge Menschen in Ausbildung“ machen wollte, haben wir am 28. Juni 2011 mit 34 Stimmen nicht erheblich erklärt und als erledigt abgeschrieben. In der gleichen Sitzung haben wir zudem, die CVP-Motion zur Weiterführung des Altersheims Waldheims in Form eines Postulats erheblich erklärt. Damit meine ich, hätten wir die Frage der zukünftigen Klientel in den Grundsätzen doch geklärt. Deshalb hat es uns sehr erstaunt, dass die drei bürgerlichen Fraktion in ihrem neuesten Vorstoss im zweiten Antrag wiederum fordern, dass die Klientel „Lehrlinge und Studenten“ berücksichtigt werden sollen. – Erstaunlich ist dies auch, weil gerade Bürgerliche sich bei den Debatten um die derzeitige Zwischennutzung des Waldheimes dezidiert für eine Altersnutzung ausgesprochen haben.
Die Forderung nach einer „sanften Sanierung“ verstehe ich aber auch unabhängig davon nicht wirklich. Das mag damit zusammenhängen, dass ich das Haus kenne. Nicht nur weil meine Mutter da gearbeitet hat, sondern weil ich selbst Angehörige hatte, die in diesem Heim ihren Lebensabend verbracht haben. Wer das Haus kennt, realisiert schnell, dass jede neue Nutzung tatsächlich massive Eingriffe benötigt. Ich will Ihnen das an einem kurzen Beispiel aufzeigen:
Das Altersheim Waldheim besteht aus 6 Stockwerken plus Attika. Auf jeder Etage gibt es rund 5 Einer-Zimmer, eine 2-Zimmer-Wohnung und eine 1-Zimmer Wohnung. Eine eigene Dusche haben nur die 2-Zimmer-Wohnungen. Die Einer-Zimmer sowie die 1-Zimmer-Wohnungen verfügen jeweils nur über ein WC und ein Lavabo. Geduscht wird in der Etagendusche. Das heisst: 7 bis 8 Bewohner pro Etage teilen sich eine Dusche. – Hand aufs Herz: Könnten Sie sich vorstellen im Alter so zu leben?
Wenn wir im Waldheim weiterhin Wohnraum für ältere Menschen schaffen wollen, dann müssen die bestehenden WC/Lavabo-Nasszellen wohl um eine Dusche ergänzt werden. Eine solche Ergänzung scheint auf „sanfte Weise“ kaum machbar, denn die jetzigen Nasszellen sind so klein, dass eine Dusche darin keinen Platz hat, eine Dusche, die betagtengerecht gebaut ist, erst recht nicht.
Mit diesem Beispiel will ich Ihnen verdeutlichen, dass es doch keinen Sinn macht, jetzt ins Blaue hinaus schon wieder die nächste Studie zu fordern, ohne die bereits bestehenden Grundlagen vertieft zu analysieren. Damit zäumen wir das Pferd doch von der falschen Seite her auf.
Werte Kolleginnen und Kollegen, es geht uns nicht darum, Ihr Anliegen nicht ernst zu nehmen. Aber wir möchten dieses in ein Postulat umwandeln und damit einfach im Sinne einer Anregung mit in die Diskussion aufnehmen.
Gleichzeitig sind auch wir der Ansicht, dass der Stadtrat nun endlich etwas Ordnung in dieses Geschäft bringen und uns bald eine saubere Vorlage präsentieren muss, aus der hervor geht, was denn nun genau mit dem Waldheim passieren wird und die uns auch sauber darlegt, welche Abklärungen bereits getroffen wurden. Für uns wäre es auch denkbar, dass die BPK sowohl die aktuellen Machbarkeitsstudien wie auch die in den 1990er-Jahren bereits durchgeführte Studie nochmals vertieft prüft. Die prüfung der Studie aus den 1990er-Jahren hatte den seinerzeitigen GGR ja immerhin dazu bewogen, dass damals keine Totalsanierung, sondern ein Altersheimneubau vorgenommen wurde!
Erlauben Sie mir abschliessend noch eine persönliche Bemerkung: Auch ich frage mich, wie man es – obwohl man schon seit mehr als zwei Jahrzehnten weiss, dass neue Lösungen gesucht werden müssen – schaffen kann, dass wir bis heute keine solche Lösung auf dem Tisch haben. Ich bin aber überzeugt davon, dass uns polemische Debatten jetzt nicht weiterbringen. Wir alle, davon bin ich überzeugt, wollen eine qualitativ gute und vor allem nachhaltige Lösung für das Waldheim. Mit Schnellschüssen und Vorstössen am Laufmeter kommen wir sachpolitisch nicht weiter. Nun einfach stur die Haltung zu vertreten, dass eine „sanfte“ Sanierung der bessere Weg ist, dünkt mich deshalb völlig verfehlt.
Für die SP-Fraktion
Christina Huber Keiser