Soll aus Kostengründen in den Zuger Stadtschulen die Schülerzahl pro Klasse erhöht werden?
In der Stadt Zug beträgt die durchschnittliche Klassengrösse rund 17 Schülerinnen und Schüler. Das Gesetz sieht einen Richtwert von 22 für die Primarstufe und 18 für Kindergarten und Sekundarstufe vor.
Bei dieser Ausgangslage scheint es verlockend, eine Erhöhung der Klassengrössen zu fordern, um Kosten im Bildungswesen einsparen zu können. Wenn man sich aber differenzierter mit dem Thema auseinandersetzt, gibt es zwei zentrale Punkte, welche das Ansinnen fragwürdig erscheinen lassen. Erstens müssen Reformen im Bildungsbereich aus pädagogischen und nicht aus ökonomischem Gründen gemacht werden. Und zweitens sind einer Erhöhung der Klassengrösse strukturelle Grenzen gesetzt.
In pädagogischer Hinsicht gibt es einige Belege dafür, dass sich kleinere Klassen vorteilhaft auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auswirken können. Die Forschungslage ist aber keinesfalls eindeutig und natürlich macht die Klassengrösse alleine noch keine gute Schule aus. Viel ausschlaggebender sind die Lehrpersonen und die Art, wie sie unterrichten. Aus Studien wissen wir, dass die Berufszufriedenheit von Lehrpersonen in kleineren Klassen grösser ist. Zudem haben Lehrpersonen in kleineren Klassen mehr Spielraum für innovative Unterrichtsformen und schätzen dies auch. Diese beiden Aspekte wirken sich natürlich unmittelbar auf die Qualität des Unterrichts aus.
In der Debatte muss zudem berücksichtigt werden, dass die Bestimmung der Klassengrössen in der Realität nicht nach einer simplen „Milchbüchleinrechnung“ funktioniert. Wir können die 1’948 Schülerinnen und Schüler der Stadt Zug nicht einfach durch 22 dividieren und daraus schlussfolgern, dass wir nur 88.5 an Stelle der heute bestehenden 115 Klassen brauchen. Zudem gibt es auch organisatorische Grenzen. Stellen Sie sich vor, im Schulhaus X sollen nach den Sommerferien 30 Kinder eingeschult werden. Sie haben faktisch nur zwei Möglichkeiten: Entweder bilden Sie zwei Klassen mit 15 Schülerinnen und Schüler, womit Sie den Richtwert nicht erreichen. Oder Sie bilden nur eine Klasse und teilen einige der Schülerinnen und Schüler einem anderen Schulhaus zu, was nicht immer möglich ist.
Eine Erhöhung der Klassengrössen ist also nicht per se falsch, doch muss sie in jedem Falle pädagogisch vertretbar und dann auch noch organisatorisch möglich sein. Genau nach diesem Prinzip bildet auch die Stadt Zug ihre Klassen und das ist richtig so.
Christina Huber Keiser
SP Stadt Zug, Mitglied GGR