Standpunkt vom 25.4.2016, Neue Zuger Zeitung

Immer mehr, dichter und höher, dafür bezahlbar?

Karin Hägi, Mitglied Grosser Gemeinderat, SP, Zug
Am 10. Mai wird der Bebauungsplan Unterfeld im Grossen Gemeinderat (GGR) der Stadt Zug behandelt. Dies ist an und für sich nichts Spezielles, da im GGR immer wieder Bebauungspläne beraten werden. Aber diesmal ist es doch etwas anders. Es geht um eine grosse Etappe der Stadtentwicklung im Norden, um ein gemeindeübergreifendes Projekt an der Grenze zu Baar. Geplant ist eine blockrandähnliche Bebauung mit Gebäudehöhen von 25 bis 60 Meter. Es sollen gemäss Prospekt «Unterfeld Baar Zug» fast 700 neue Wohnungen und 46 000 Quadratmeter zusätzliche Büro- und Gewerbefläche entstehen. Diese Dimensionen sind neu für die Stadt Zug und für Baar.

Die Veränderung der Stadt Zug ist augenfällig. Man muss dafür nicht mal die Fotos von früher ansehen, es genügen Spaziergänge. Nur schon in Zug West entstanden in den letzten Jahren ganze Quartiere aus dem Nichts. Mit den Überbauungen Feldhof, Herti 6, Feldpark und Riedpark wurden bereits viele neue Mehrfamilienhäuser gebaut. Und nun steht mit dem Bebauungsplan Unterfeld ein weiteres grosses Bauvorhaben an.

Für den neuen Wohnraum müssen allerdings auch immer alte Gebäude oder grüne Wiesen dran glauben. Für die neue Heimat der einen verschwindet immer auch ein Stück Identität der anderen. Manchmal bekommt man das Gefühl, in Zug wird alles zugebaut. Sicher, Stillstand ist keine Lösung, aber ist der Bauboom noch mit dem Leben in Zug verträglich? Eine Stadt muss sich entwickeln, aber beim wie, wohin und – vor allem – wie schnell gehen die Meinungen auseinander. Die SP hat sich im GGR immer für eine massvolle Entwicklung eingesetzt.

Wenn im GGR Bebauungspläne beraten werden, ist es eigentlich zu spät für eine Richtungsänderung. Es können nur noch Details geregelt werden. Das Land wurde bei der Ortsplanrevision als Bauland eingezont, und der logische nächste Schritt ist die Überbauung. Die Grundsatzfrage, wie die Entwicklung und damit auch das Wachstum sein sollen, muss mit dem Richtplan gestellt werden. Nur ist dieser sehr theoretisch und abstrakt und damit für Laien schwer fassbar. Erst anhand eines konkreten Projekts wie das Unterfeld wird für alle sichtbar, was die Folgen der grosszügigen Einzonungen sind.

Nebst dem Sichtbaren hat die rege Bautätigkeit auch eine nicht sofort auffallende Seite: die soziale Durchmischung der Stadt. Hier allein den Markt spielen zu lassen, ist fahrlässig. Die Stadt Zug, und damit wir als Bevölkerung, muss sich in den Wohnungsmarkt einmischen. Die SP hat dies früh erkannt und sich erfolgreich für 400 städtische Wohnungen eingesetzt. Ebenfalls von uns angestossen wurde die Zone für preisgünstigen Wohnungsbau, die mit der letzten Ortsplanrevision neu eingeführt wurde. Dass wir mit unseren Anliegen richtig liegen, zeigte auch unsere vom Stimmvolk deutlich angenommene Initiative «Wohnen in Zug für alle». Die städtischen Wohnungen, die Förderung von preisgünstigem Wohnraum oder auch die Unterstützung von Genossenschaften sind wichtig für die gesunde Entwicklung der Stadt Zug.

Nun sieht der Bebauungsplan Unterfeld vor, dass auf Zuger Boden mindestens 60 Prozent preisgünstige Wohnungen erstellt werden müssen. Dies entspricht unseren Forderungen nach mehr bezahlbarem Wohnraum. Gerade deshalb stellt sich aber auch die Frage, sollen – wie auch immer – möglichst viele zahlbare Wohnungen erstellt werden, oder ist eine nachhaltige und massvolle Entwicklung nicht wichtiger? Für mich zählt das letzte Argument in diesem Fall mehr, denn ist ein Grundstück einmal überbaut, bleibt es das für lange Zeit.St

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