Zugerzeitung Standpunkt von Jérôme Peter am 25. März 2025
Wenn ich in Zug mit Freund:innen und Bekannten sprechen, kommt das Thema Wohnen eigentlich jedes mal zur Sprache. Jemand sucht gerade eine Wohnung, oder ist aus Neugierde auf den Immobilienportalen unterwegs und jedes mal ist man aufs neue schockiert – bezahlbaren Wohnraum existiert eigentlich gar nicht. Wenn dann jemand eine Wohnung findet, dann immer nur mit viel Glück und meistens durch Vitamin B. Dieses Problem ist bekannt in Zug und egal mit wem ich spreche – unabhängig vom politischen Background – alle stimmen zu, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn langjährige Zuger:innen in die umliegenden Kantone ziehen müssen, weil einfach keine bezahlbare Wohnung gefunden werden kann, dann kann man schon behaupten, dass die Politik versagt hat. Wenn die zuständige Mitte Regierungsrätin zu dem Problem sagt: “Unter Umständen muss man zudem bereit sein, in die Peripherie zu ziehen, oder gar in einen anderen Kanton.” dann kann man getrost sagen, die bürgerliche Politik hat versagt.
Und was macht die bürgerliche Politik seither? Sie macht Standortpolitik die das Problem noch weiter verschärft. Die immer grösser werdenden Budgetüberschüsse werden immer wieder mit Steuerrabatten beantwortet. Dies zieht noch mehr best verdienende an, was den Wohnungsmarkt für den Mittelstand noch unerschwinglicher macht. Auch Finanzdirektor Heinz Tännler hilft wacker mit, das Problem zu bewirtschaften. Erst letzte Woche wurde wieder bekannt, dass grosse Firmen direkt bezirzt werden um diese nach Zug zu holen. Jubel, SGS konnte angeworben werden und soll angeblich nach Zug ziehen. Ein Grosssteuerzahler mehr, der die Kassen füllt. Aber wo die 350 Mitarbeitenden wohnen sollen, dafür gibt es keinen Plan.
Ja das Problem ist bis tief ins bürgerliche Lager bekannt. Aber mehr als Lippenbekenntnisse um das Problem anzugehen gibt es nicht. Vielmehr wird das Problem noch immer weiter verschärft. Mit der Mehrwert-Initiative kommt ein Vorschlag vors Stimmvolk, der einen Teil zur Lösung beiträgt.
Die Mehrwert-Initiative sieht vor, die bestehende Mehrwertabgabe (MWA) zu vereinfachen und auf Aufzonungen in allen Gemeinden auszudehnen. Neu soll die Abgabe bei namhaften Bodenwertsteigerungen obligatorisch erhoben und der Satz von derzeit 20 % auf 30 % erhöht werden. Die Einnahmen aus der MWA sollen zweckgebunden verwendet werden: Mindestens die Hälfte ist für die Schaffung und Erhaltung von preisgünstigem Wohnraum vorgesehen, der restliche Anteil soll in raumplanerische Massnahmen fliessen, die der Allgemeinheit zugutekommen.
Führt eine MWA zu einer Erhöhung der Landpreise und damit der Mieten? Das wird von vielen Gegner:innen wie ein unumstössliches Dogma behauptet – allerdings ohne dafür Belege anzuführen.
Die Landeigentümer:innen streben tendenziell schon heute nach der höchstmöglichen Rendite. Sie können aber die Grundstückpreise nicht beliebig erhöhen. Die Käufer:innen bezahlen keine Fantasiepreise, sie haben ihre eigenen Budgets und Limiten. Wenn diese überschritten sind, steigen sie aus. Sie bezahlen den ihnen möglichen, als sinnvoll und tragbar erachteten Preis, unabhängig davon, wie hoch die MWA ist. Es ist deshalb für die Landeigentümer:innen nicht einfach, die MWA auf die Käuferschaft zu überwälzen. Dies sieht auch die bekannte Immobilienberatungsfirma Wüest und Partner aus Zürich so: Solche Erwartungen seine «meist unbegründet». Denn der Wertzuwachs des Baulandes ist auch nach der Abgabe hoch genug, damit sich attraktive Überbauungen lohnen.
Deshalb am 18. Mai 2025 ein kräftiges JA zur Mehrwert-Initiative.