Interpellation der SP-Fraktion zur Stadt Zuger Bitcoin-Politik im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft

8. Februar 2021

Die Stadt Zug ist seit einigen Jahren bekannt als Crypto Valley und brüstet sich als Vorreiterin im Gebiet der Blockchain-Technologie, insbesondere des Bitcoins. Nebenbei versucht die Stadt Zug, die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen. Dass Bitcoin nicht sehr energieeffizient ist, ist seit Längerem bekannt. Doch neuere Studien zeigen, wie immens der ökologische Fussabdruck ist. Als Vergleich: Eine einzige Bitcoin-Transaktion stösst gleich viel CO2 aus wie 721’554 Visa-Transaktionen (306.56 kgCO2), und verbraucht so viel Strom, dass ein US-amerikanischer Haushalt 23 Tage damit versorgt werden könnte (685.39 kWh)1. Der immense Fussabdruck ist auf das Bitcoin-Mining zurückzuführen. Jede Transaktion muss in einen Block der Blockchain eingefügt werden. Für jeden Block, der ca. 2000 – 3000 Transaktionen enthält, muss ein «Rätsel»2 gelöst werden. Abertausende Computer konkurrieren miteinander, dieses «Rätsel» schnellstmöglich zu lösen, um die Belohnung zu erhalten. Da diese «Rätsel» immer schwieriger werden, wird immer mehr Rechenleistung benötigt, was zu einem höheren Stromverbrauch führt. Die Belohnungen werden ca. alle vier Jahre halbiert, daher lohnt es sich in vielen Staaten nicht mehr zu minen, da die Stromkosten den Gewinn übersteigen. Es wird auf Länder mit günstigen Stromkosten ausgewichen. Der grösste Teil des Minings wird in China gemacht, wo die Kosten tief sind, aber auch viel «dreckiger» Strom produziert wird3.

Im Grundsatz sind wir davon überzeugt, dass die Blockchain-Technologie viele gute und wichtige Einsatzgebiete hat und wir finden es richtig, dass damit experimentiert wird. Es ist jedoch zentral, dass diese Einsatzgebiete stetig hinterfragt werden und Themen wie der Energieverbrauch in die Überlegungen mit einbezogen werden. Neue Technologien sollen nur dort zum Einsatz kommen, wo sie Sinn ergeben und ein Mehrwert generiert werden kann. 

In diesem Kontext bitten wir den Stadtrat, uns folgende Fragen zu beantworten:

  1. Wie viele Zahlungen werden in der Verwaltung der Stadt Zug mit Bitcoin getätigt?
  2. Plant die Stadt Zug noch weitere Kryptowährungen, neben dem Bitcoin, als Zahlungsmittel zu akzeptieren?
  3. Wo sieht der Stadtrat weitere Vorteile – neben dem Imagegewinn als Crypto Valley – von der Möglichkeit, in Teilen der Verwaltung mit Bitcoin bezahlen zu können?
  4. In der Antwort des Stadtrats (Nr. 2403) auf den Vorstoss der SVP aus dem Jahr 2016 wird erklärt, dass alle Bitcoins nach Erhalt in Schweizer Franken umgetauscht werden (d.h. jede Transaktion stösst sogleich eine weitere, energieineffiziente Transaktion aus). Wie kann die Stadt Zug diesen unnötigen Transfer mit dem Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft verantworten?
  5. Wie hoch sind die Gebühren beim Partner Bitcoin Suisse AG pro Transaktion?
  6. Kann sich der Stadtrat vorstellen, die Zahlungsmöglichkeit mit Bitcoin wieder einzustellen?

1 https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption/

2 Das Rätsel ist das Finden eines Nonce, so dass der Block einen Sha256 Hash erhaltet, welcher eine gewisse Schwierigkeit erfüllen muss

3 (https://www.investopedia.com/tech/how-does-bitcoin-mining-work/)https://news.bitcoin.com/65-of-global-bitcoin-hashrate-concentrated-in-china/